Benutzer-Werkzeuge

Webseiten-Werkzeuge


wiki:ferien

Unterschiede

Hier werden die Unterschiede zwischen zwei Versionen der Seite angezeigt.

Link zu der Vergleichsansicht

Beide Seiten, vorherige ÜberarbeitungVorherige Überarbeitung
Nächste Überarbeitung
Vorherige Überarbeitung
wiki:ferien [2025/12/13 10:30] Norbert Lüdtkewiki:ferien [2025/12/14 11:24] (aktuell) – [Literatur] Norbert Lüdtke
Zeile 1: Zeile 1:
 ====== Ferien ====== ====== Ferien ======
  
-Parallel zur Bedeutungsverschiebung von '[[urlaub|Urlaub]]' entwickelte sich eine Vorstellung von [[wiki:Ferien|Ferien]] aus anderer Wurzel, die sich aber bereits im 19Jahrhundert mit dem Bedeutungsgehalt von Urlaub berührte. +Etymologisch wurzelt 'Ferien' im lateinischen feriae 'Feiertage, Feste'. Im [[wiki:reisegenerationen#Ab dem 15. Jahrhundert|15. Jahrhundert]] wurde das lateinische //feriae// eingedeutscht. Bis in die Frühe Neuzeit wurden feriae sacrae (Oster-, Weihnachtsferien) und feriae profanae (Ernteferien) unterschieden. In dieser Zeit ruhte das öffentliche Leben, also Gerichte, Universitäten, Schulen. Ferienordnungen bestimmten die Einzelheiten.  
- insbesondere an Schulen und Universitäten gab es Ferienordnungen:+  * [**1777**] //Auf des Durchlauchtigsten Fürsten und Herrn, Herrn Carl, Regierenden Herzogs zu Braunschweig und Lüneburg ... Befehl, fügen Wir Vice-Rector und Professores auf der Herzogl. Braunschweig-Lüneburgischen Jvlivs-Carls-Universität; Jedermänniglich, ... Helmstedt, den 9. Januar 1777//\\ Braunschweig-Lüneburg, Herzog, Karl *1713-1780*. [[http://diglib.hab.de/drucke/q-141c-4f-helmst-4s/start.htm|Online]] [4] S.\\ Ferienordnung für Professorren und Studenten für (1.) die 14-tägigen Osterferien mit der "Marterwoche"; (2.) die Michaelisferien Mitte Oktober vom Michaelistag bis zum Juliustag; (3.) die Weihnachtsferien vom Tag vor Heiligabend bis zum Tag nach Neujahr und (4.) keine Ferien mehr an den Messetagen. 
 +  * **1933** ''P. Wyr''\\ //Wie weit komme ich in den Ferien für 10 Mark?//\\ Uhu, 10 (Juli 1933) 68-72\\ Ullstein  111 S.  Berlin 1933 
 +  * **1953** Film //Die Ferien des Monsieur Hulot// (Les Vacances de Monsieur Hulot)\\ von und mit ''Jacques Tati'' (Frankreich, 110 min) 
 +  * **1982** Film //Pauline am [[liste_strand-abc|Strand]]// Regie''Eric Rohmer'' (Frankreic, 94 min) 
 +  * **1976** ''Heinz Friedrich Schniggenfittig'' (Ltg. Autorenkollektiv) \\ //Handbuch für das Betriebsferienlager//\\ VEB Tribüne Berlin 1976\\ Bundesvorstand des FDGB, Abt. Bildung 2.A. (21-40. Tsd.) 261 S.  
 + 
   * "ferien, schulfreiheit; feriae u. nomenclator hamburg. (1634) 286; gerichtsferien Staub-Tobler 3, 960; vacantie nl. wb. 11, 126, 2b: wen man dan in der schul als am donstag und samsztag urlob hatt, gieng ich zum frowenminster Th. Platter 38 B. frühlings-, herbst-, hundstags-, ernteurlaub; urlaubtag, urlaubszeit Staub-Tobler 3, 959 f.; Fischer 6, 299. auch für ferienaufgaben Staub-Tobler 960. nicht mehr schriftsprachlich, doch ähnlich: ich geniesze nun in meinem haus den völligsten u. Göthe IV 11, 85 W.; vgl. IV 8, 357 W." ((„urlaub, m.“, Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, digitalisierte Fassung im Wörterbuchnetz des Trier Center for Digital Humanities, Version 01/25, <[[https://www.woerterbuchnetz.de/DWB?lemid=U14291|Online]]>, abgerufen am 13.12.2025.\\ Referenz zur gedruckten Ausgabe: Anfang des Artikels: Bd. 24, Sp. 2466, Z. 60; Originalausgabe: XI. Band, 3. Abtheilung, Lfg 16. ureigenthümlichkeit — urstoff. Erscheinungsjahr: 1935. ))   * "ferien, schulfreiheit; feriae u. nomenclator hamburg. (1634) 286; gerichtsferien Staub-Tobler 3, 960; vacantie nl. wb. 11, 126, 2b: wen man dan in der schul als am donstag und samsztag urlob hatt, gieng ich zum frowenminster Th. Platter 38 B. frühlings-, herbst-, hundstags-, ernteurlaub; urlaubtag, urlaubszeit Staub-Tobler 3, 959 f.; Fischer 6, 299. auch für ferienaufgaben Staub-Tobler 960. nicht mehr schriftsprachlich, doch ähnlich: ich geniesze nun in meinem haus den völligsten u. Göthe IV 11, 85 W.; vgl. IV 8, 357 W." ((„urlaub, m.“, Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, digitalisierte Fassung im Wörterbuchnetz des Trier Center for Digital Humanities, Version 01/25, <[[https://www.woerterbuchnetz.de/DWB?lemid=U14291|Online]]>, abgerufen am 13.12.2025.\\ Referenz zur gedruckten Ausgabe: Anfang des Artikels: Bd. 24, Sp. 2466, Z. 60; Originalausgabe: XI. Band, 3. Abtheilung, Lfg 16. ureigenthümlichkeit — urstoff. Erscheinungsjahr: 1935. ))
  
-→ [[ausstellungsliste_fernweh_reisefieber_reiselust|Ausstellungsliste Fernweh, Reisefieber, Reiselust]]+===== Ferien und Urlaub ===== 
 + 
 +Ferien und Urlaub sind einzig und allein verbunden durch die [[musse|Auszeit]], die sie gewähren, ansonsten waren sie lange Zeit grundverschieden bis im [[unterwegs_im_19._jahrhundert|19. Jahrhundert]] die Auszeit für beide als [[freizeit|Freizeit]] des [[einzelne|Einzelnen]] verstanden wurde, die insbesondere der Erholung zu dienen hatte als [[sommerfrische|Sommerfrische]], [[tour|Tour]] in die Berge, [[fahrt|Fahrt]] ins Bad oder [[liste_strand-abc|Strand]]urlaub. Der Begriff 'Ferienreise' erscheint im Schriftdeutschen zuerst 1799 ((Naturforschende Gesellschaft in Zürich: An die Zürcherische Jugend auf das Jahr ... 1799, S.7)), 'Urlaubsreise' ab 1788 ((Historisches portefeuille, 7. Stück, Juli 1788, Wien, S. 252)). 
 + 
 +//Ferien// (engl. //holiday//) orientierten sich ursprünglich am sakralen Anlass, also den Feiertagen, und galten für das öffentliche Leben. Ferien waren ein Gebot des Landesherrn und wurden geregelt. Linguistisch ist das Wort Ferien ein neutrales Pluraliatantum, es kommt nur im Plural vor. Gleichbedeutend sind französische //vacances//, italienisches vacanza usw., doch bezeichnet dies ursprünglich die 'Vakanz' der in dieser Zeit nicht besetzten öffentlichen Stellen. Auch das griechische οι διακοπές bezeichnet einen "Zeitraum ohne Schule und/oder Arbeit; Urlaub, Ferien" (Wictionary). 
 + 
 +//[[urlaub|Urlaub]]// wurde dagegen im Einzelfall gewährt, es war die //Erlaubnis//, sich aus einem Abhängigkeitsverhältnis zu entfernen verbunden mit der //Pflicht//, zurückzukehren. Obgleich sich das Wort ursprünglich in allen germanischen Sprachen findet, wird es im modernen Sinn nur im Deutschen verwendet, bekannt ist es auch im Niederländischen (//verlof//) und Polnischen (//urlop//); sinnverwandt ist Russisches отпуск (otpusk) und französisches //congé//
 + 
 +Weder Ferien noch Urlaub wurden ursprünglich mit 'Reisen' verbunden. Ihre Bedeutung verschob sich von der Auszeit zur Freizeit, verband sich mit dem gesellschaftlich gewünschten Ziel der gesundheitlichen Stärkung (Erholung) für alleund der Reise als geeignetem Mittel dazu insbesondere hin zu den zeittypischen Zielen Badeort, Landluft, Berg, Meer und Strand, derart, dass sie zunehmend synonym verwendet wurden. 
 + 
 +===== Literatur ===== 
 + 
 +  * → [[ausstellungsliste_fernweh_reisefieber_reiselust|Ausstellungsliste Fernweh, Reisefieber, Reiselust]] 
 +  * → [[literaturliste_fernweh_reisefieber_reiselust|Literaturliste Fernweh, Reisefieber, Reiselust]] 
 +  * ''Stefan Keller''\\ //Vorwärts zum Genuss. Von Arbeiterferien und Arbeiterhotels //\\ 150 S. zahlr. Abb. Zürich 2014: Rotpunkt. [[https://d-nb.info/1050834488/04|Inhalt]] 
 +  * ''Richez, Jean-Claude'', ''Léon Strauss''\\ //Généalogie des Vacances Ouvrières.//\\ Le Mouvement Social, 150 (1990) 3–18. [[https://doi.org/10.2307/3778648|Online]]\\ Mit einem Kapitel zur Semantik von Congé, Vacation, Ferien, Urlaub. 
 +  * ''Beatrice Schumacher''\\  //Ferien – Interpretationen und Popularisierung eines Bedürfnisses. Schweiz 1890–1950//\\ Zugl.: Univ. Basel 2000: Diss. 418 Seiten, [6] Blätter.  Literaturverz. S. 385 - 397 Wien 2002: Böhlau. [[https://d-nb.info/962872989/04|Inhalt]] 
wiki/ferien.1765621831.txt.gz · Zuletzt geändert: von Norbert Lüdtke