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Felleisen
Der Begriff erscheint seit dem Beginn des 14. Jahrhunderts 1) für ein Reisegepäckstück, seine Herkunft wird über das Französische, Italienische und Lateinische angenommen aus dem älteren valisa (lat., ital.), fouillouse (altfranz.), vallegia (mittellat.), valisia vielleicht aus valesium, vielleicht aus *vidulus - hat aber keinesfalls etwas mit Fell oder Eisen zu tun; dänisch Fellejsen.
Adelung
erwähnt eine mögliche Ableitung aus dem Gotischen über wad (Gewand) und laesa (einschließen) 2) mit Hinweis auf den Wadsack. Grimms Wörterbuch kennt das böhmische filec und älter felenz in einem weisthum von 1462 3): »fellentz oder watsack« und nochmals 1482 an anderer Stelle ebenfalls »felleisen … watsack«. In den frühesten Belegen wird dieses Gepäck immer von Ochsen oder Pferden getragen, ist also groß, schwer und massiver als ein Sack, funktional jedoch mit dem Watsack als Kleidersack vergleichbar. Bei aller Unterschiedlichkeit findet sich ein Gemeinsames: ein Felleisen war stärker gesichert als ein einfacher Reisesack: durch starkes Leder, mehrschichtig, Schloß, Stange oder Kette. Valise bezeichnet bis heute im Französischen ein stabiles, rechteckiges Gepäckstück, also einen Koffer.
Später wurde der Begriff auf alle möglichen Reisegepäckstücke übertragen. Im Felleisen transportierten Fußreisende ihre Siebensachen bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts. Dann bestand es meist aus Leder, war innen mit grober Leinwand gefüttert und bisweilen mit einem Schloß gesichert. Als Oberbegriff beschreibt Felleisen jedoch unterschiedlichste Gepäckstücke, die im Simplicissimus über die Achseln geworfen, mal auf den Rücken geschnallt, mal als *Tornister getragen werden 4). Manche Felleisen der Handwerksburschen um 1840 hatten Räder, so daß sie mit einem Stock geschoben oder gezogen werden konnten. 5). In dem 1855 aufgezeichneten 6) Lied Auf, du junger Wandersmann heißt es:
Mancher hat auf seiner Reis Ausgestanden Müh und Schweiß Und Not und Pein, das muß so sein; Trägt's Felleisen auf dem Rücken, Trägt es über tausend Brücken, Bis er kommt nach Innsbruck ein, Wo man trinkt Tirolerwein!
Bei der Fahrpost dienten zylindrische Felleisen als Behälter für Briefe und Pakete. Die galten schon 1782 als Krankheitsüberträger und mussten mit Essig desinfiziert werden 7).
siehe auch
Liste der Reisegepäckarten
Tobias Widmaier
Auf, du junger Wandersmann (2011). In: Populäre und traditionelle Lieder. Historisch-kritisches Liederlexikon. http://www.liederlexikon.de/lieder/auf_du_junger_wandersmann/